HÖLLENRITT WAHLKAMPF – DER PODCAST. JETZT LIVE!

Vor gerade einmal 16 Jahren kam Angela Merkel am Ende eines hochdramatischen Wahlkampfes ins Amt. Jetzt sind wir wieder in einem hochdramatischen Wahlkampf.

 

Aus diesem Anlass liest Frank Stauss aus seinem Bestseller „Höllenritt Wahlkampf“, den es jetzt wieder als e-book, Paperback und erstmals auch als Hardcover-Edition zu kaufen gibt.
Enjoy. Zum Beispiel auf Spotify oder Apple Music

 

Höllenritt Wahlkampf Titelbild_gross

 

Über Höllenritt Wahlkampf – Ein Insider-Bericht:

„Provozierend und manchmal krass, aber immer voller Herzblut “ (Deutschlandradio),

„Fast schon Slam-Poetry“ (Jörg Thadeusz, RBB),

„Ein Riesenvergnügen“ (Franziska Augstein, SZ).

„Frank Stauss ist ein Kämpfer. Ein Wahlkämpfer, ein Phänomen, irgendwie ein Genie, auf jeden Fall ein Besessener … Das Buch ist sprachlich wie dramaturgisch ein Meisterstück.“ Thomas Geisen (Kölner Stadt-Anzeiger).

„Wer einmal mit diesem Buch angefangen hat, kommt davon nicht mehr los“ (WDR)

„Ungewöhnlich, schonungslos und offen.“ Wiener Zeitung

 

Olaf Scholz: „Geschrieben wie ein Wahlkampf sein muss: Schnörkellos und auf den Punkt“

 

Jetzt auf allen gängigen Podcast-Formaten und auch wieder als e-book, sowie Paperback und erstmals auch als Hardcover Edition!

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ZEIT Online Podcast jetzt live.

Daniel Erk hat mir für den ZEIT ONLINE Podcast „Frisch an die Arbeit“ viele spannende Fragen gestellt, auf die ich versucht habe, nicht zu langweilig zu antworten. Enjoy:

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Frank Stauss ist Wahlkampfberater und hat schon für Wowereit und Schröder gearbeitet. Im Podcast erklärt er, wie man gewinnt und weshalb er kein Politiker sein will.

„Die spannendste Phase des Wahlkampfs ist für uns als Berater der Anfang“, sagt Frank Stauss, Wahlkampfberater und Geschäftsführer der Campaigning-Agentur Richel/Stauss, der gerade zwei Kampagnen für die SPD in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entwickelt hat. Am Anfang nämlich würden die wichtigen strategischen Fragen entschieden, die später die Grundlage für die Kampagnen bilden. „Wenn für die Öffentlichkeit der Wahlkampf beginnt, ist er für uns fast zu Ende“, erklärt Stauss im ZEIT-ONLINE-Podcast „Frisch an die Arbeit“. „Die Schlussphase des Wahlkampf ist für uns die Schlimmste, weil man da fast nichts mehr ändern kann.“

Stauss, der zu den bekanntesten Wahlkampfberatern Deutschlands gehört, macht seit 30 Jahren Kampagnen – meist für die SPD, bei der Stauss auch Mitglied ist. Allerdings, erzählt er, habe er auch schon für Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen und der FDP sowie vor einigen Jahren auch eine ganze Kampagne für die österreichische ÖVP entwickelt. Zwar habe er gewisse politische Leitlinien, aber grundsätzlich sei er als Campaigner in erster Linie Dienstleister und eben nicht Politiker, sagt Stauss: „Wir sind Berater. Wir hängen nicht auf den Plakaten. Meine Karriere hängt nicht vom Wahlabend ab.“

„Politiker zu sein, kann ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen.“

Frank Stauss, Wahlkampfberater

Ob er selbst gerne Politiker geworden wäre? „Ich hab da einen riesigen Respekt davor. Aber das kann ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen“, sagt Stauss. In jungen Jahren habe er darüber nachgedacht, aber mittlerweile sei er der Überzeugung, dass Wahlkampf tatsächlich seine Berufung sei. Im Podcast erzählt Stauss auch, welche Faktoren eine Wahl in seinen Augen wirklich beeinflussen und warum ihn die Vergleiche zur vorherigen Wahl gar nicht interessieren.

Die Plakate und Slogans und die Fokussierung auf diesen einen Tag der Wahrheit, sagt Stauss, habe ihn schon sehr früh begeistert. „Ich wusste mit zwölf, dass ich Wahlkämpfe machen will – ich kann versichern, das ist ein sehr einsames Hobby für ein Kind“, sagt Stauss.

Besonders in Erinnerung sei ihm in all den Jahren unter anderem der Wahlkampf 2001 an der Seite von Klaus Wowereit geblieben. „Wowereit sagte damals ‚Ich bin schwul und das ist auch gut so‘. Dass Wowereit die Wahl gewonnen hat, das war für mich als Homosexuellen eine doppelte Krönung“, sagt Stauss.

Das TV-Duell – Hinter den Kulissen.

Am Sonntag steht mal wieder das große TV-Duell an. Was in den Wahlkampfzentralen hinter den Kulissen abgeht, habe ich – natürlich als subjektive Chronik der Ereignisse – in meinem Buch veröffentlicht. Es geht um das TV-Duell 2005 zwischen der damaligen Herausforderin Angela Merkel und Bundeskanzler Gerhard Schröder. Nach dem TV-Duell, das am 4.9.2005 stattfand, fielen CDU/CSU in übereinstimmenden Umfragen von ARD und ZDF von 43% vor dem Duell auf 35,2% am Wahltag, dem 18.9.2005. Die SPD stieg von 32% auf 34,2%. Kommen uns auch heute noch manche Dinge bekannt vor? Lesen Sie selbst.

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Auszug aus: „Höllenritt Wahlkampf – Ein Insider Bericht“. Aktualisierte und überarbeitete 3. Auflage, dtv 2017, Seite 169 ff:

Freitag, 2. September, Willy-Brandt-Haus
Vorbereitung TV-Duell Merkel vs. Schröder

Am Sonntag findet das einzige TV-Duell zwischen Frau Merkel und dem Kanzler statt. Schröder wollte drei, Merkel keines, jetzt ist es eines. Sie hat wohl einen Heidenrespekt.

Bundesgeschäftsführer Kajo Wasserhövel hat eine Runde geladen, um unsere Aktivitäten vorzubereiten. Live-Kommentierung im Internet, Sonderflugblätter, die noch in der Nacht gedruckt und am Morgen in aller Frühe verteilt werden, ein Sondernewsletter, der ein paar Minuten vor Ende der Debatte bereits an die Multiplikatoren geht, damit sie wissen, wie die offizielle Sprachregelung lautet.

Dann sitzen wir noch zusammen und grübeln, was man Schröder mit in die Debatte geben kann. Wir diskutieren auch, ob man aus der Überflutung nach dem Hurricane in New Orleans etwas ableiten kann. Führt nicht ein unterfinanzierter Staat mit mangelnder Infrastruktur, löchrigen Dämmen und starken sozialen Verwerfungen dazu, dass am Ende die Armen und Schwachen auf den Dächern sitzen oder ertrinken, während die Reichen und Schönen sich längst in Sicherheit bringen konnten? Ist nicht auch das ein Ergebnis von Flat-Tax a la Bush und Kirchhof? *(Prof. Paul Kirchhof gehörte 2005 zum „Kompetenzteam“ Angela Merkels und wurde durch seine umstrittenen steuerpolitischen Vorschläge zu einem zentralen Wahlkampfthema der letzten Wochen.)

Ziemlich heißes Eisen. Vielleicht bekommen es die Menschen in den Köpfen auch zusammen, ohne dass man sie direkt drauf stößt.

Ansonsten läuft in den Medien das übliche Spielchen: Schröder, der „Medienkanzler“ als Vollprofi gegen das arme kleine Mädchen aus dem Osten, das plötzlich keinen Satz mehr geradeaus sprechen kann. Leute, die Frau hat Kohl und Schäuble erledigt – harmlos ist was anderes. Sie kann eigentlich nur gewinnen, weil keiner etwas erwartet und sie natürlich vernünftig sprechen kann.

Das Duell ist Chance und Risiko, aber für den Amtsinhaber immer das größere Risiko.

Sonntag, 4. September, Berlin-Adlershof/Kampa im Willy-Brandt-Haus. TV-Duell Merkel/Schröder

Guten Morgen, heute ist TV-Duell. Zum Frühstück titelt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Die Reichen profitieren am meisten von Kirchhofs 25 Prozent Einheitssteuersatz.“

Na, so kann der Tag gerne weitergehen.

Das Format für das Duell ist in den Verhandlungen der beiden Parteien und der Sender nicht unbedingt flexibler geworden. Vier Interviewer, 90 Minuten. Strikte Themenvorgabe, kaum Chancen für einen direkten Schlagabtausch. Aber: Live-Übertragung in Deutschlands vier größten TV-Sendern, die auch die Moderatoren stellen: ARD (Sabine Christiansen), ZDF (Maybritt Illner), RTL (Peter Kloeppel), SAT1 (Thomas Kausch).

Gesendet wird aus dem Studio Berlin-Adlershof. Wir teilen uns auf, denn Adlershof ist zu weit draußen, um nach der Debatte schnell wieder in der Kampa zu sein. Kajo, das Presseteam um Parteisprecher Lars Kühn, der Parteivorsitzende Franz Müntefering und einige Minister gehen ins Sendezentrum, um danach vor den Journalisten Gerhard Schröder zum klaren Sieger auszurufen. Natürlich unabhängig davon, wie es tatsächlich ausgegangen ist. Das macht die Gegenseite ebenso.

Vor Ort stoßen sie auf die handelsüblichen „Experten“ für Körperhaltung, Blickrichtung, Schweißentwicklung, Versprecher, „Äh“-Zählungen und so weiter und so fort, von denen niemand weiß, woher sie eigentlich kommen und was sie in den vier Jahren zwischen TV-Duellen so treiben.

Und schließlich sind da noch die „unabhängigen“ Journalisten von denen jeder seine festgefügte Meinung hat und diese auch mit mehr oder weniger Geschick als „neutrale Feststellung“ unterbringen möchte. Neutral gibt man sich zum Beispiel mit einem kurzen, gerne vergifteten Lob an seinen persönlichen Gegner und einer harmlosen Kritik an dem Favoriten, bevor man dann massiv dreht. Zum Beispiel: „Schröder macht einen außergewöhnlich frischen Eindruck, während Merkel doch etwas überkonzentriert wirkte. Im Duell selbst war sie aber klar faktensicherer, sachlicher – und obwohl ich das im Vorfeld für unmöglich gehalten habe, hat sie das Duell klar gewonnen.“ Klingt also objektiv, stand aber schon vor dem Duell fest.

Es ist eine große Show und alle, einschließlich der Zuschauer wissen das.

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Wirklich zittern müssen wir nur vor den Blitzumfragen, die etwa 15-20 Minuten nach Debattenende von allen vier Sendern veröffentlich werden. Denn das sind dann die harten Fakten, an denen keiner mehr vorbeikommt.

Auch unser Flugblatt nicht. Es liegen daher drei Headlines bereit:

  • Klarer Sieg für Schröder! – bei einem klaren Sieg.
  • Schröder gewinnt TV-Debatte! – bei einem kleinen Vorsprung
  • Schröder überzeugt in TV-Duell: Deutschland muss sozial bleiben! – bei einer Niederlage.

Die Headlines kann man je nach Verlauf auch noch variieren. Die vorbereiteten Layouts lassen Platz für die Umfrageergebnisse (bei guten Umfragen) oder auch nicht. 80 Prozent des Textes steht, 20 Prozent sind flexibel.

Das Team vom Faktencheck und mehrere Experten stehen für die Kampa bereit, um umstrittene Fakten oder Behauptungen von Merkel zu überprüfen und unsere Kommentatoren in Adlershof mit Argumenten zu versorgen. Diese können sie noch während der Debatte an die Journalisten weitergeben oder im Anschluss in den Statements nutzen („Übrigens war Frau Merkel sehr unsicher bei den Fakten zum Beispiel …“)

Um 19:00 sind alle auf ihrem Posten, die Spannung steigt, 20:00 Tagesschau, langwieriges Intro, erste Kommentare fürs Netz und los geht’s mit der Debatte um 20:30.

Über die Etage hinweg stehen überall Monitore. Ich tigere hin und her, da mich TV-Duelle immer wahnsinnig nervös machen. Von anderen Menschen habe ich gehört, dass ihnen das bei Fußballspielen so gehen soll. Völlig unverständlich, die ticken wohl nicht richtig.

Die Eröffnungen sind ein bisschen steif auf beiden Seiten und obwohl wir es mit Vollprofis zu tun haben, spürt man bei beiden durchaus Nervosität. Schröder verhaspelt sich immer mal wieder. Aber wenn man ehrlich ist, tut er das eigentlich auch sonst ziemlich oft. Zweimal platziert Schröder den Irak-Krieg und auch Hurrikan Katrina kommt ins Spiel, weil danach gefragt wird. Hier hat Schröder die Chance, das Krisenmanagement des ungeliebten George W anzugreifen – und sein eigens bei der Oderflut abzurufen. Kirchhof bestimmt 30 von 90 Minuten. Stärkster Satz vom Chef: „Man kann nicht ein Volk zum Versuchskaninchen von Herrn Kirchhof machen.“ Die Pendlerpauschale und die Krankenschwester bringt er auch unter. Merkel alles in allem auch souverän. Es gibt keinen Fallout auf beiden Seiten.

Aber einen Höhepunkt. Doris Schröder-Köpf hatte in einem Interview betont, dass es nicht „Merkels Welt“ sei, die Bedürfnisse von berufstätigen Müttern zu verstehen und damit indirekt auf die Kinderlosigkeit der Kanzlerin hingewiesen. Darauf angesprochen sagte Schröder: „Meine Frau sagt, was sie lebt, und lebt, was sie sagt … und das ist nicht zuletzt der Grund, warum ich sie liebe.“

Liebe? Liebe ist ein sehr seltenes Wort in TV-Duellen. Zumindest in Deutschland. Ein Raunen geht durch die Kampa. Damit wissen auch wir nichts anzufangen. Ist das gut, ist das schlecht … ist das zu dicke?

Die Schlussstatements laufen, aber alle reden nur noch von Liebe. Mit flauem Gefühl im Magen hauen wir unsere Headlines, Faktenchecks und Flugblätter raus. Die News aus Adlershof sind nicht gut. Die Journalisten sitzen auf einem Haufen im Pressesaal und da entwickelt sich rasch eine zynische Eigendynamik, die nicht viel mit dem Eindruck der Zuschauer vor der Glotze zu tun hat. Bei „Liebe“ ging wohl ein höhnisches Gelächter durch den Saal und alle bestätigen sich gegenseitig, dass das zu viel war.

Die Rückmeldungen aus dem Presseteam lassen befürchten, dass die Abgesänge auf Schröder schon fertig sind, da Merkel sich tapfer geschlagen habe und nicht mit einem Wendepunkt der Kampagne zu rechnen sei.

Wo bleiben die Umfragen?
15 Minuten können unendlich lange sein.

Die ersten Spin-Doktoren sind schon auf Sendung und erklären Merkel zur Siegerin, da sie klar die Erwartungen übertroffen habe.

Wo bleiben die Zahlen?

Ich fühle, dass wir keinen tödlichen Punch gelandet haben, aber wir werden doch bitte, bitte vorne liegen? Unsicherheit und ein bisschen Verzweiflung macht sich in der Kampa breit. Wir alle wissen: wenn es heute nicht zum Durchbruch reicht, dann kommt keiner mehr.

Wo bleiben die Zahlen?

Die Zahlen kommen.

Wer hat Ihrer Meinung nach das TV-Duell gewonnen?

Forsa für RTL:
Merkel: 21 Prozent, Schröder: 54 Prozent
Forschungsgruppe/ZDF:
Merkel: 28 Prozent, Schröder: 48 Prozent
Emnid für SAT 1:
Merkel: 32 Prozent, Schröder: 52 Prozent
Infratest für ARD:
Merkel: 33 Prozent, Schröder: 49 Prozent

Wow! Zwischen 33 und 16 Prozentpunkten Vorsprung. Alle vier Institute haben einen klaren Sieger und der heißt: Bundeskanzler Gerhard Schröder. Was für eine Erleichterung. Was für ein Jubel. Und was für ein Kopfschütteln bei den Journalisten. Das hatte keiner auf der Rechnung – und ich auch nicht.

Siegestrunken und hochmotiviert hauen wir weiter unsere Sachen raus. Kajo kommt und schimpft einmal laut, weil die Daten für einen Newsletter zu fett sind und nicht durchgehen. Aber als das Problem gelöst ist, kann auch der BGF entspannen.

Das war ein guter Tag.

In 14 Tagen um diese Zeit ist schon alles gelaufen.

Dies war ein Auszug aus: „Höllenritt Wahlkampf – Ein Insider Bericht“. Aktualisierte und überarbeitete 3. Auflage, dtv 2017:

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