Für die neue Ausgabe von SPIEGEL WISSEN mit dem Schwerpunkt Kommunikation, hat mich Jan Fleischhauer im Büro von BUTTERBERLIN besucht. Wir hätten uns grundsätzlich natürlich sehr viel zu sagen gehabt, blieben aber sachlich. Also – er zumindest. Als kleiner Teaser drei Fragen/Antworten aus dem Interview. Das ganze Gespräch gibt es natürlich nur im Heft. Denn wir lieben Print!
SPIEGEL: Es ist in der Nachkriegsgeschichte erst zweimal gelungen, einen amtierenden Kanzler durch eine Wahl aus dem Amt zu vertreiben: Kohl 1998 durch Schröder, und dann Schröder sieben Jahre später durch Merkel. Warum ist es so schwer, über Wahlen eine Veränderung an der Spitze herbeizuführen?
Stauss: Der Herausforderer hat im Gegensatz zum Amtsinhaber noch nichts bewiesen, deshalb hängt für ihn auch so viel vom Wahlkampf ab. Bei dem Oppositionskandidaten ist die Art und Weise, wie er angreift, ein Hinweis an die Öffentlichkeit, ob er regierungsfähig ist. Wenn einer nicht im Stande ist, seine Kampagne zusammenzuhalten, warum sollte er dann in der Lage sein, ein Land zu regieren?
SPIEGEL: Das heißt, Fehler wiegen bei dem Herausforderer doppelt so schwer?
Stauss: Mindestens. Rudolf Scharping hat 1994 im Wahlkampf in einer Rede Brutto- und Nettobeträge verwechselt. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft Helmut Kohl irgendwas verwechselt hat. Aber das war bei Kohl völlig irrelevant, der war bereits Kanzler. Bei Scharping hingegen hat das sofort durchgeschlagen. Dann kamen noch zwei weitere Geschichten, und er war erledigt.
SPIEGEL: Würden Sie den Auftrag annehmen, den nächsten Wahlkampf gegen Angela Merkel zur führen? Vielen in der Opposition erscheint die Kanzlerin so unangreifbar, dass sie sich Gedanken machen, wer als Fallobst gegen sie antreten könnte.
Stauss: Ich halte Merkel gar nicht für so unschlagbar…. Wenn Sie gegen Merkel gewinnen wollen, dürfen Sie aber nicht vorsichtig anklopfen. Sie dürfen auch nicht den gleichen Baldriantee zum Frühstück trinken wie sie. Das muss eine Schlacht werden, die alle wachrüttelt, mit Pauken, Trompeten, Flugzeugträgern, Helikoptern, Furzkissen und Konfetti. Man schläft sich verdammt noch mal nicht ins Kanzleramt.
Auszug aus: SPIEGEL WISSEN 3/2015: „Versteh mich nicht falsch – Erfolgreiche Kommunikation in der Liebe, im Beruf, in der digitalen Welt.” Frank Stauss im Gespräch mit Jan Fleischhauer: “Wir überschätzen Charisma.”, Seiten 94-98.