Das schlechteste Abschneiden der CSU in der Geschichte der Wahlen zum Europäischen Parlament hat sicher viele Ursachen, aber nur einen Verantwortlichen: Horst Seehofer. Denn wer eine Partei wie ein Sonnenkönig regiert, der hat auch den Platzregen und Hagel zu 100% verdient. Seehofers dramatisch einfältige und unwirksame Strategie gegen die AfD, und seine katastrophale Auswahl des CSU-Dauerverlierers Gauweiler als „Rechter Rambo gegen Rechts“ ist sein persönliches und alleiniges Verschulden. Die Schizophreniestrategie, braune Brut mit brauner Soße zu bekämpfen hat noch nie funktioniert. Weder in Bayern noch andernorts.
Wie man als konservative Partei klare Kante pro Europa zeigt, bewies bei dieser Wahl zum Beispiel die Österreichische Volkspartei, die mit einem klaren Europabefürworter an der Spitze in den Wahlkampf zog. Während viele Kommentatoren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit FPÖ und SPÖ prognostizierten – und nicht wenige die ÖVP auf Platz 3 verorteten – wurde die Regierungspartei mit Abstand stärkste Partei im Land. Über 3% vor der SPÖ und fast 7% vor der FPÖ. Diesem Erfolg der ÖVP, ihres Spitzenkandidaten Othmar Karas und des ebenso klar proeuropäisch verorteten Parteiobmanns Michael Spindelegger, lag die überzeugende Strategie zugrunde, die Europafeinde nicht durch Übernahme ihrer Themen zu belohnen, sondern mit guten Argumenten dagegegen zu halten. Als traditionell wirtschaftsfreundliche Partei lag hier gerade die Kommunikation der ökonomischen Vorteile Österreichs in der EU auf der Hand.
Diese Vorteile einer EU sind für eine Wirtschaftsmacht wie Bayern natürlich ebenso zwingend und es wäre leicht gewesen, diese zu vermitteln. Statt dessen folgten Parolen die so dumpf waren, dass man sie besser nicht aus der Gruft, in der sie jetzt hoffentlich verschwunden sind, wiederholt.
Das Europawahlergebnis der CSU ist nur ein weiterer Faktor im personellen und thematischen Missmanagement des CSU-Vorsitzenden. Wenn wir uns an die peinliche Serie der CSU auf dem Berliner Parkett erinnern wollen – mit den vergangenen „Stars“ Guttenberg, Friedrich etc. und dem gegenwärtigen CSU Schattenkabinettsmitgliedern, dann zeigt dies, dass etwas sehr im Argen liegt in dieser Partei. Die Wankelmütigkeit des einzigen Mannes an der Spitze – erst kürzlich wieder bei dem Thema der Stromtrassenlegung demonstriert – macht eine stolze, starke Partei zu einem wabernden, weichlichen Haufen von Opportunisten.
Und da wir gerade bei Haltung, Europa, und Österreich sind – Es ist doch am Ende seltsam, in so kurzen Zeitabläufen zu beobachten, wie ein junger Mann vom Dorf als junge Frau mit Bart alle Widerstände überwindet, durchhält und am Ende mehr Mut, Stolz, Ehre und Würde im kleinen Finger besitzt, als ein Ministerpräsident im ganzen Rückrat.
Ach, und dass ich einmal etwas Gutes über Franz Josef Strauss zu berichten hätte, wäre mir als junger Mensch auch nicht in den Sinn gekommen. Aber hier ein Plakat aus dem Europawahlkampf der CSU 1984. (Quelle: fjs.de)
Ergebnis der CSU bundesweit: 1984: 8,5% und 2014: 5,3 %. Wohl bekomms!