Fünfzig Jahre muss mich dieser Planet nun schon unter Aufbietung seiner letzten Ressourcen durchfüttern und erst jetzt habe ich die Antwort auf die Frage gefunden, wie um Himmels Willen ein Mensch auf die Idee kommen kann, konservativ zu wählen: Selbstaufgabe. The End. Finito. Basta, Aus, Adieu, Vorhang, Tusch und Schluss. Man kann nur konservativ sein, wenn man keine Perspektive mehr sieht, etwas zu ändern. Ja, ich weiß, da sind vermutlich andere auch schon drauf gekommen. Aber bis vor zwanzig Jahren galt ich noch als jung und das alles ist für mich neu. Mir ging tatsächlich gerade jetzt erst das Licht auf.
Dieses Land wird nicht unverdient perspektivlos, antriebslos und im Grunde gleichgültig bis fahrlässig regiert. Es ist selbst lethargisch bis in die Knochen. Selbst Nazis haben heute vor allem nur noch Angst und heulen einem die Hucke voll mit ihren Psychosen von Überfremdung und Islamisierung abwärts. Mitleidserregend. Der Führer tobt in der Hölle.
Die Leute haben mittags Angst vor der Nacht und morgens vorm Aufstehen. Aber wer Angst vor dem Aufstehen hat, darf eben nicht ins Bett gehen. Diese ganze angstzerfressene, wagenburgbauende, selbstbezogene, stagnierende und das ganze Land lähmende Grundhaltung kann einen nur noch anwidern. Seit nunmehr siebzig Jahren geht es den Menschen in diesem Land jeden Tag ein bisschen besser. Ja. Das ist so. Die höchste Lebenserwartung in der Geschichte der Deutschen ist dafür wohl der beste Gradmesser. Und was resultiert daraus: Verlustangst. Nicht der Ansporn, es jetzt noch besser zu machen. Verbleibende Ungerechtigkeiten gerade jetzt auszubügeln. Unser Bildungssystem noch durchlässiger für Kinder aus allen sozialen Schichten zu machen, die Gleichberechtigung von Frauen voranzutreiben, unser Einwanderungsgesetzt zu reformieren, die Energiewende mit Mut und Zuversicht umzusetzen, Menschen im unteren Einkommensbereich bessere Löhne zu ermöglichen, Alleinerziehende endlich mit Verheirateten gleich zu stellen, Minderheiten in allen Belangen gleich zu stellen undsoweiterundsofort.
Das Streben des Menschen nach Glück ist etwas Wunderbares. Aber noch großartiger ist es, wenn der Mensch, der sein Glück gefunden hat und die Treppe nach oben erklommen hat, nicht die Tür hinter sich zuschlägt. Sondern wenn der Mensch im Glück denen, die nach ihm kommen, die Hand reicht und sie zu sich nach oben zieht. So oder so ähnlich hat es Bill Clinton schon vor zwanzig Jahren formuliert und das gilt verdammt noch mal immer noch.
Viele Deutsche sind im Augenblick wohl der Meinung, dass es an der Zeit ist, die Treppe hinter sich einzureißen. Dass es ihnen gut geht und nur weiter gut gehen kann, wenn alles exakt so bleibt, wie es ist. Tut es aber nicht. Hat es nie, wird es nie, kann es gar nicht. Es gibt einfach viel zu viel tun. Vor allem gibt es gute, spannende Dinge zu tun. Etwa die Chancen zu nutzen, dass wir heute eines der beliebtesten Länder der Erde sind. Das ist die logische Antwort auf unsere älter werdende Gesellschaft und gleichzeitig eine großartige Bereicherung für unser Land. Aber das ist nur ein Ausschnitt.
Eine progressive politische Partei kann nie Türen hinter sich zuschlagen, Stillstand als Fortschritt tarnen und Ideenlosigkeit zur Maxime politischen Handelns verklären. Sie wird immer nach Wegen suchen, dieses Land, diese Gesellschaft jeden Tag besser zu machen. Sie kann und wird nie Angst verbreiten, denn Angst ist das Ende von allem.
Für Progressive wird die Zukunft immer ein Versprechen sein, das es einzulösen gilt. Eine nie vollendete Vision. Ein Land, das niemals fertig und zu Ende gebracht sein kann, weil es immer nach neuen, besseren Lösungen und Wegen suchen wird.
Die Zeit in der wir leben ist eine Zeit massiver Veränderung. Es ist nicht der Übergang von der Dampfmaschine zur Produktionsstraße oder vom Doppeldecker zum Space Shuttle. Die Umbrüche, denen wir begegnen, sind umfassender, betreffen wesentlich mehr Menschen zeitnah und weltumspannend. Deshalb kommen heute besser ausgebildete Fachkräfte als Flüchtlinge aus Syrien zu uns als, sagen wir mal, aus der sächsischen Provinz. Was kein Wunder ist, denn vom Ausländer-Klatschen ist noch keiner Ingenieur oder Facharzt geworden.
Veränderung ist die Schwester der Unsicherheit. Aber Unsicherheit darf nicht zu Angst und Angst nicht zu Lähmung führen. Im Gegenteil. Unsicherheit muss uns wach machen und energiegeladen, damit wir die Gegenwart nicht verschlafen sondern sie gestalten.
Es wird Zeit, dieses Land wieder aus der Stagnation zu führen und den Menschen Zuversicht zu vermitteln. Aus einem verzagten Hintern kommt selten ein fröhlicher Furz, wusste ja bekanntlich schon Luther.
Es wird Zeit, dass mehr Menschen in diesem Land begreifen, dass der Fisch vom Kopfe her stinkt. Angela Merkel mag eine gute Verwalterin der Republik gewesen sein, aber jetzt ist ihr Politikstil nicht nur falsch sondern auch noch gefährlich. Wir laufen Gefahr, wie in den letzten vier Kohl Jahren, einfach nur noch verwest statt regiert werden. Die letzten vier Kohl Jahre waren die Jahre 12-16 seiner Amtszeit. So etwas darf unserem Land nicht noch einmal passieren. Die verschleppte Frischzellenkur hat Deutschland damals teuer bezahlt. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, immer mehr Menschen davon zu überzeugen, dass in zwei Jahren Schluss sein muss mit einer zwar durchaus sympathischen aber letztendlich ausgelaugten, ideenlosen und zunehmend auch hilflosen Kanzlerin.
Dieses Land braucht einen Befreiungsschlag. Und dafür brauchen wir progressive Kräfte, die Freude am Aufbruch und an der Gestaltung der Zukunft mitbringen und ihre ganze Kraft der Aufgabe widmen, Deutschland wieder besser zu regieren. Angela Merkel ist nicht die richtige für die Jahre nach 2017 und deshalb ist sie auch zu schlagen. Churchill hat einen Weltkrieg gewonnen und danach die Wahl verloren. Was hat da Merkel schon auf der Habenseite? Eben. Let’s get it on!