Und nun zu Dir, Presse.

Es kommen ja jetzt die besinnlichen Tage und da hättest Du ja Gelegenheit, über die eigene Besinnungslosigkeit nachzudenken. Was bitte schön soll das denn für ein Jahr des Journalismus gewesen sein? Eines, auf das man stolz sein kann? Es mag ja sein, dass nichts älter ist als die Tageszeitung von gestern oder die SPON Headline von vor 38 Minuten – aber zur Erinnerung doch noch einmal die Volten, die Du im Wahljahr 2012/2013 geschlagen hast.

Zunächst einmal war ja klar, dass Peer Steinbrück der absolut gefährlichste Kandidat der SPD gegen Merkel sei und diese sich warm anziehen müsse. Sigmar Gabriel sei zu unstet und sprunghaft, Steinmeier zu erwartbar und so weiter und so fort. Sechs Wochen später war Steinbrück der Totalausfall, alles was zuvor für ihn sprach (erfolgreich, spontan, blitzgescheit) waren jetzt seine größten Fehler. Wahrscheinlich wäre Gabriel doch der bessere gewesen, weil er ja am Ende die eigenen Leute besser mobilisiere und so weiter. Schon kurz vor der Wahl waren wiederum die Tage von Gabriel gezählt, die Revolution im eigenen Haus unabwendbar und schwarz/gelb so gut wie gesetzt. Merkel könne jetzt noch ein bisschen regieren, aber bei der SPD liefe alles auf Hannelore Kraft hinaus und dann müsse sich die Merkel ganz warm anziehen, denn das wäre nun die stärkste Gegnerin überhaupt.

Doch nach der Wahl solltest Du erst zur eigentlichen Hochform auflaufen. Das Ende der SPD war nahezu unabwendbar, der Mitgliederentscheid die endgültige Bankrotterklärung und natürlich auch gleich der gesamte SPD Vorstand einschließlich aller Stellvertreter nachhaltig beschädigt, sollte das schief gehen. Die Große Koalition sei sowieso das Grab der SPD, gleichzeitig wiederum habe sich die Kraft mit ihren Zweifeln an der Großen Koalition selbst beschädigt. Dass der Mitgliederentscheid wiederum schief gehen würde sei nicht unwahrscheinlich und daran konnte man ja auch arbeiten. Mit unzähligen Mitschnitten und Beiträgen aus den entlegensten SPD Ortsvereinen, in denen – oh Wunder – es auch immer nur die kritischsten Stimmen auf den Bildschirm schafften. Parallel dazu wurden auch gleich die Personalspekulationen immer wilder. Von der Leyen war die Abstiegskandidaten schlechthin, für Andrea Nahles bliebe – aber nur mit Glück und Spucke – maximal das Entwicklungshilfeministerium und vor allem die CSU wäre der große Gewinner und könnte im Gegensatz zur CDU auch richtig verhandeln.

Nach dem Mitgliederentscheid wiederum war Sigmar Gabriel der absolute Superstar, der einzige überhaupt, den Merkel zu fürchten hätte, da er auf Augenhöhe mit ihr stehe und jetzt sei es an der Zeit, dass sie sich warm anziehe. Merkel, mittlerer Weile in drei Pelzmäntel eingewickelt, schlug die tapfere Frau von der Leyen zu ihrer natürlichen Nachfolgerin und wenn diese ihre Bewährungsprobe überstünde – ja dann erwarten wir 2017 den Kampf der Giganten: Superman gegen Catwoman. Der Seehofer, nur nebenbei, habe sich halt völlig verzockt – aber das sei ja erwartbar gewesen.

Dies war nur ein kleines Beispiel Deiner Glanzleistung 2013. Und es mag ja sein, dass Du nur noch nach Klickraten und Quoten bezahlt wirst und deshalb ständig und immer schneller neuen Stuß produzieren musst. Aber dann gib es wenigstens auch mal zu und tu nicht so, als müsse der Rest der Welt diesen Unsinn auch noch ernst nehmen.

Frohe Festtage dann noch.