Man soll ja keinen Blogbeitrag schreiben, wenn man aufgeregt ist. Und schon gar keinen, wenn man sich gerade so innerlich in Rage gebracht hat, dass die Organe nicht mehr wissen, wo sie hingehören und die Galle aus dem linken Ohr lugt. Aber egal. Der ARD-Deutschlandtrend von gestern, dem 14. Mai, zeigt mal wieder das übliche Bild zur Europawahl, nämlich dass sie zwar etwas mehr, aber dennoch viel zu wenige Leute interessiert undsoweiterundsofort.
Aber der Deutschlandtrend zeigt auch, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen dieses Europa, die Europäische Union und auch die Rolle Deutschlands in Europa sehr positiv bewertet. 64% wollen sogar, dass noch mehr gemeinsame Politik in Europa gemacht werde – und nicht, dass Deutschland in Zukunft eigenständiger handeln solle (30%). Für 70% bietet die EU „besonderen Schutz in Krisenzeiten“, für 65% sorgt sie dafür, „dass es uns wirtschaftlich gut geht.“
Super. Toll. Und dann: Für 68% „mischt sich die EU in zu viele Dinge ein.“
Aha. Soso. Mischt sich in zu viele Dinge ein. Ist das nicht seltsam? Wir haben eine grenzenlose Währung, wir müssen nicht mehr an den Schlagbäumen halten und die Pässe zeigen, wir können EU-weit problemlos studieren und arbeiten und genießen mehr Freizügigkeit denn je. Aber aus Sicht der Bürger „mischt sich die EU in zu viele Dinge ein.“
Jetzt frage ich mich: Woher haben 68% der Befragten eigentlich diesen Eindruck? Wo haben sie denn persönlich erlebt, dass die EU sich in zu viele Dinge einmische? Auf dem täglichen Weg zur Arbeit? Zu Hause beim Abendbrot? Am Wochenende auf dem Fußballplatz? Am Samstag im Baumarkt oder morgens beim Bäcker? Wo genau mischt sich denn die EU in den Alltag der Bürger ein, so dass über zwei Drittel der Bevölkerung so massiv darunter zu leiden glauben?
Richtig: Sie haben diesen Eindruck von den Politikern. Und zwar ausgerechnet von denjenigen, die Europa ebenso positiv sehen, aber seit Monaten von nichts anderem sprechen, als von überregulierten Duschköpfen, Gurkenkrümmungsgraden, Olivenkännchen und dem ganzen anderen Quatsch, DER MIT DER GROßARTIGEN LEISTUNG DIESER EUROPÄISCHEN UNION UND IHRER POLITIKERINNEN UND POLITIKER ABSOLUT NICHTS MEHR ZU TUN HAT. Es wird nur gemosert und gejammert, kritisiert und geheult, als ob es keine anderen Themen gäbe, als diese angeblich so überbordende Bürokratie. Na toll.
IHR VOLLPFOSTEN, IHR HIRNAMÖBEN, IHR RÜCKGRATLOSEN, KRIECHENDEN WURSTPELLEN VON EUROPÄERN. IHR GRABT EUCH EUER EIGENES GRAB UND GLAUBT AUCH NOCH, DASS ES EUCH IRGENDWIE HELFEN KÖNNTE. IHR MACHT DEN GROßEN MEHRHEITEN VON EUROPABEFÜRWORTERN EUER EIGENES PROJEKT, EURE EIGENE LEISTUNG MADIG – UND DANN WOLLT IHR AUCH NOCH GEWÄHLT WERDEN? NICHT EUROPA IST EUER GEGNER, IHR POPULISTISCHEN JAMMERLAPPEN, SONDERN DIE GEGNER EUROPAS!
Schämt euch. Ihr seid die Schande dieses Wahlkampfes, nicht die Gurken von der AfD und anderen Rechtsauslegern. Die machen nur ihren Job als nörgelnde Unken ohne Substanz. Aber ihr, ihr versündigt euch an eurer eigenen Idee und einer stolzen, weltweit einmaligen Leistung über Partei- und Ländergrenzen hinweg. In Deutschland der historischen Leistung von Adenauer, Kohl, Brandt, Schmidt, Fischer, Genscher und irgendwer von der CSU wird auch was geleistet haben, fällt mir aber gerade nicht ein. Auch Wurscht. Ihr habt noch weniger als zwei Wochen, um zur Besinnung zu kommen und zu verhindern, dass eine bärtige österreichische Transe mehr für den europäischen Gedanken leistet, als ihr, die ihr dafür bezahlt werdet. Now fuck off and do your fucking job.