Umfragen-Ticker und persönliche Wahlprognose für Berlin.
Wir stehen jetzt drei Wochen vor der Wahl in Berlin. Wie schon im Frühjahr in Rheinland-Pfalz ist es daher Zeit für meine Prognose. Sie hieß damals „Der Trend heißt Dreyer“. Und da ich bei der Hitze ein bisschen faul bin, nehme ich die Headline einfach nochmal.
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UPDATE VOM 29.8.2016
Neue Forsa-Umfrage bestätigt eine interne (in Folge „Intern“) Umfrage, erhoben mit einer 1000er Fallzahl, im Feld 19.8.-23.8.
Forsa: SPD 24; Intern: SPD 25
Forsa: CDU 17; Intern: CDU 19
Forsa: Grüne 19; Intern: Grüne 19
Forsa: Linke 17; Intern: Linke 17
Forsa: AfD 10; Intern: AfD 11
Forsa: FDP 5; Intern: FDP 5
Erkenntnis:
1. SPD liegt in beiden Umfragen jeweils 5-6% vor der zweitplatzierten Partei. Bei Forsa beträgt der Vorsprung zur CDU jetzt 7%.
2. Rot-Grün: Forsa: 43%; Intern: 44%
CDU, AfD und Linke: Forsa 44%; Intern: 47%
3. Müller liegt in der Direktwahl 30% vor Henkel; Intern: 31%
4. Rot/Grün liegt bei beiden Instituten 2-3% von der eigenen Mehrheit entfernt, sofern die FDP an der 5%-Hürde scheitert. Was auf der Kippe steht. Sonst ist eine 3-er Koalition stand heute unumgänglich.
Aber: Es hängt sehr viel von der Mobilisierung ab. Laut Forsa ist der Anteil der Unentschiedenen bei der SPD am höchsten. Gleichzeitig zeigen unsere Umfragen auch das höchste Potential für die SPD – wenn sie mobilisiert.
ENDE DES UPDATES VOM 29.8.
DER FOLGENDE TEXT VOM 26.8.2016 BLEIBT UNVERÄNDERT.
Korrigiert wurde nur der Direktwahlvorsprung von Müller. Er beträgt in der internen Studie 31% statt der fehlerhaft getippten 21%.
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In einer mir vorliegenden internen Umfrage (1000er Fallzahl, im Feld bis 23.8.) baut Michael Müller seinen Direktwahl-Vorsprung auf 31% aus (54:23) und erreicht damit einen größeren Vorsprung als Malu Dreyer vierzehn Tage vor dem Wahltag in Rheinland-Pfalz (19%). Sogar 23% der CDU-Wähler wollen lieber Michael Müller als Frank Henkel auf dem Chefsessel sehen.
Die SPD liegt mindestens 6% vor dem Zweitplatzierten. Das hat auch mit den Schwächen der anderen zu tun, klar, und die SPD liegt auch unter den 28% von 2011. Aber Frank Henkels AfCDU-Kampagne drückt die CDU jetzt deutlich unter die 20% und in der eigenen Zielgruppe baut Henkel drastisch ab. Kommt die FDP nicht ins Parlament (was auf der Kippe steht) – können 45-46% für eine Rot/Grüne Koalition reichen. Vielleicht 26 + 20? Noch deutlicher? Nicht undenkbar.
Die Koalitionsaussage von Michael Müller stärkt das progressive Lager, das nach wie vor in dieser Umfrage mit 61% stabil notiert (seit 2001, übrigens). Wenn die Menschen in jüngster Zeit etwas von Michael Müller gehört haben (und das war hauptsächlich die Koalitionsaussage), empfanden sie das als deutlich positiv. Was sie von Frank Henkel gehört haben (Burkablablabla) empfanden sie als deutlich negativ.
Nun werden manche sagen: Was soll das?! Wo ist diese Umfrage? Wo ist die Quelle? Und ich sage: Die Umfrage gibt es. Sie stimmt. Wir hatten die gleiche Umfrage 21 Tage vor der Wahl in RLP vorliegen und sie stimmte auch. Und nein, sie wird nicht veröffentlicht, denn da steht noch viel mehr drin, was uns nutzt und anderen nicht. Wenn Sie eine eigene Umfrage haben wollen, müssen sie diese beauftragen und bezahlen. Danke. Weiter im Text.
Was war das wieder für ein Geschrei, als Michael Müller Rot-Grün als seine Wunschkoalition in Berlin benannte. Man müsse doch, man darf doch nicht, das war doch noch nie so, was erlaube sich Müller? Deshalb stehe die SPD bei 21%! Das gleiche Geschrei erlebte ich vor ein paar Monaten in Rheinland-Pfalz, als Malu Dreyer sagte, sie ginge nicht in eine TV Debatte mit der AfD. Man müsse doch, man darf doch nicht, das war doch noch nie so, was erlaube sich Dreyer?
Am Ende hat ja dann der Wähler das Wort. Und der – oh Wunder – findet klare Ansagen besser als unklare. Deshalb hat Malu Dreyer am Ende in Rheinland-Pfalz gewonnen. Und deshalb wird Michael Müller in Berlin gewinnen.
Weitere besondere Zahlen für Berlin:
Was macht mich sicher? Ich erlaube mir einfach einen Blick auf die Zahlen. Auf die eigenen, aber auch die öffentlichen.
Infratest-Dimap hat sich um Auftrag des RBB sehr, sehr viele Fragen zum Thema Flüchtlinge, Islam usw. einfallen lassen. Eigentlich drehte sich die ganze Umfrage nur darum. Man bekommt ja nur Antworten auf Fragen, die man stellt. Das führt zuweilen sehr in die Irre.
Wir arbeiten anders. Wir stellen keine Fragen, sondern lassen die Leute sprechen. Und – Überraschung – die Leute sprechen über etwas ganz anderes. Sie sprechen über Wohnungsbau, soziale Sicherheit, gebührenfreie Kitas, das Berliner Lebensgefühl und einen menschlichen Umgang mit Flüchtlingen.
Doch die Umfrage des RBB-Institutes fördert durchaus Interessantes zu Tage. Nehmen wir einmal die sehr überspitzt formulierte Aussage:
„Ich empfinde die Flüchtlinge als Bereicherung für Berlin.“
Das muss man schon sehr weltoffen sein, um Flüchtlinge gleich als Bereicherung zu empfinden. Werfen wir zunächst einen Blick auf das progressive Lager:
SPD: Ja: 62%, Grüne: 79%, Linke: 69%
Und auf der anderen Seite stimmen dieser Aussage zu: CDU: 51%, FDP 30%, AfD: 5%
Wie erwähnt, da kommt ja selbst mancher sehr offene Mensch ins Grübeln, aber die Berliner offenbar nicht. Und nicht jeder, der Flüchtlinge nicht gleich als Bereicherung versteht, ist ein Hardcore Gegner. Wie wir weiter unten sehen werden.
Wir sehen auch, dass die FDP-Wähler in Berlin näher an der AfD dran sind, als die CDU-Wähler. Was wiederum bedeutet, dass Henkel mit seinem Pro-AfD Wahlkampf sein eigenes Potential irritiert.
Die Aussage „Berlin soll keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen“ findet nur Mehrheiten bei AfD, FDP und in geringerem Ausmaß bei der CDU. Auch hier zeigt sich die Spaltung der CDU. Im progressiven Lager gibt es klare Mehrheiten, die diese Aussage ablehnen.
„Ich fühle mich wegen der Muslime manchmal fremd in Berlin.“
Jetzt obacht, Burkini-Henkel:
66% aller Berliner stimmen dieser Aussage NICHT zu.
Davon 81% SPD, 96% Grüne, 80% Linke. Und 60% der CDU!
Überfremdung empfinden mehrheitlich nur FDP und AfD Wähler. Was uns erneut mehr über die FDP sagt, als über die AfD. Da braut sich eine kleine neue Stahlhelm-FDP zusammen. Das hatten wir in Berlin ja auch schon einmal.
Was bedeutet dies nun für den Wahlkampf.
- Zunächst einmal für die CDU nichts Gutes. Ihr monothematischer Wahlkampf setzt ausschließlich auf Fremdenfeindlichkeit, Bedrohung und Henkel. Das sind gleich 3 Loser-Themen auf einmal. Henkel und die CDU haben sich mit einem völlig missglückten Rechtsausleger-Wahlkampf aus dem Wertekanon der Stadt verabschiedet.
- Rot/Grün kann es noch zu einer eigenen Mehrheit schaffen. Dafür müssen beide Parteien Momentum aufbauen. Von den Potentialen her ist es möglich, eine stabile Zweierkonstellation zu erreichen. Jetzt sollten beide Parteien den Leuten auch noch Lust auf eine solche Konstellation machen.
- Müller hat sein Profil geschärft und ist die klare Nr.1. Michael Müller hat Henkel erst einen Schuß vor den Bug gegeben – und als dieser nicht aufhörte nach rechts zu driften als Koalitionspartner ausgeschlossen. Michael Müller hat als erster eine klare Koalitionsaussage für Rot-Grün abgegeben. Michael Müller hat das berühmte „Kopftuch-Plakat“ frei gegeben. Michael Müller hat das „Nina Queer-Plakat“ in seiner Kampagne platziert. Michael Müller hat nicht völlig sinnbefreit Nilpferde plakatieren lassen, nur weil sie „süß“ sind. Bei ihm hat alles eine klare Richtung, eine Linie.
Michael Müller führt den mutigsten, klarsten und direktesten Wahlkampf in der Stadt. Vor allem aber führt er den einzigen Wahlkampf, der Führung und Strategie erkennen lässt. Müllers Wahlkampf zielte vom ersten Tag an auf eine progressive Mehrheit, gegen rechte Anbiederei und auf das Wunschziel einer Rot-Grünen Mehrheit.
Wer Müller wählt, weiß zu 100%, was er bekommt. Bei ihm gab es zu keinem Zeitpunkt auch nur einen schiefen Ton gegenüber Ausländern, Muslimen, Flüchtlingen. Er hat von Anfang an klar gemacht, dass es bei dieser Wahl auch um einen Kulturkampf geht. Und zwar nicht gegen Muslime, sondern gegen rechts. Er hat diesen Kampf um die Seele der Stadt aufgenommen – und diese Klarheit kommt an.
Wie die Umfrage weiter zeigt, vertrauen die Menschen in Berlin Michael Müller in hohem Maße, eine progressive Koalition stabil und verantwortungsvoll zu führen. In den letzten 14 Tagen wird sich diese Führungsstärke noch deutlicher in den Ergebnissen niederschlagen.
Drei Wochen vor der Wahl stand die SPD mit Ministerpräsident Sellering in MeckPomm bei 24%. Heute, eine Woche vor der Wahl, steht sie bei 28%. Drei Wochen vor der Wahl in Rheinland-Pfalz stand die SPD bei 32%, am Wahltag hatte sie 4% mehr. Wie auch schon im März wird es am Ende eine deutliche Bewegung hin zum Amtsinhaber geben. Wenn die ganze SPD noch einmal volle Energie in die entscheidenden Tage steckt. Zumal nicht die geringste Wechselstimmung in der Stadt herrscht.
Wie so häufig gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen der medialen Berichterstattung und dem Gefühl der Menschen in der Stadt. Das Flüchtlingsthema ist nicht das dominante Thema. Übrigens noch nicht einmal in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist ein medial völlig überzogenes Thema. Die Menschen in MeckPomm interessieren sich vor allem für Arbeitsplätze, die in Berlin vor allem für Wohnungen und soziale Sicherheit.
Mit Berlin geht es aufwärts: Eat this!
Die Wähler der SPD, der Grünen, der Linken UND der CDU sehen Berlin außerdem mehrheitlich auf dem Weg „bergauf“. So die Daten. Nix mit „Failed Stadt.“ Das erkennt man auch daran, dass das Thema Arbeit/Arbeitslosigkeit so gut wie von der Agenda verschwunden ist. Überzogene Kritik an der Stadt und gar Panikmache laufen völlig ins Leere.
Müller setzt mit Mietwohnungsbau, dem Ferienwohnungsverbot, gebührenfreien Kitas und Bildungsinvestitionen auch auf die richtigen sozialen Themen. Alles Themen, in denen die SPD die höchsten Kompetenzwerte genießt.
Als ich vor 3 Monaten sagte, die SPD in Meck-Pomm würde bei 26% + x landen, hat ein Journalist nur mit den Augen gerollt. Ebenso wie meine Blogbeiträge vor der Wahl in RLP als reine Wahlkampfmache ausgelegt wurden. Das kann ich nicht verstehen. Nur weil ich Wahlkampf mache, bin ich doch nicht parteiisch… Und ja, ich kann mich irren. Andererseits begleite ich auch seit gut 25 Jahren jedes Jahr mindestens einen Wahlkampf. Meistens zwei. Irgendwas bleibt dann eben auch an Erfahrung hängen.
Take it or leave it.